27 Prozent der Erwerbstätigen in Deutschland haben einen Migrationshintergrund: Mit unserem verkürzten Logo setzen wir ein Zeichen für Vielfalt in der Wirtschaft und unterstützen die Kampagne der DIHK. Klicken Sie hier, um mehr zu erfahren.
Nr. 5878070

IHK-Konjunkturumfrage - Frühjahr 2024

Coburgs Wirtschaft verharrt im Konjunkturtal
„Die konjunkturelle Lage der Unternehmen im Wirtschaftsraum Coburg bleibt auch im Frühjahr schwierig. Die Wirtschaft tritt auf der Stelle, Investitionen werden zurückgestellt und der Konsum bleibt schwach. Unternehmen kritisieren bürokratische Lasten und leiden unter der unsteten Wirtschaftspolitik, sowie zunehmend unter stark gestiegenen Arbeitskosten. Zwar konnte der IHK-Konjunkturklimaindikator, der sowohl die aktuelle geschäftliche Lage als auch die Geschäftserwartungen der Unternehmen abbildet, um 9 Punkte zulegen und einen – nach wie vor sehr mäßigen – Stand von 95 erreichen. Dieser Anstieg gründet sich aber allein auf die mittlerweile nicht mehr ganz so düsteren Geschäftsprognosen für den weiteren Jahresverlauf“, kommentiert IHK-Präsident Dr. Andreas Engel die Ergebnisse der IHK-Konjunkturumfrage zum Frühjahr 2024.
Aktuelle Geschäftslage: Aktuell bezeichnen 28,5 Prozent der befragten Betriebe ihre Situation als gut, genauso viele beurteilen sie als schlecht und 42 Prozent sehen sie wenigstens als befriedigend an. Aus den guten und schlechten Lagebewertungen ergibt sich ein ausgeglichener Saldo, was eine stagnierende Wirtschaftsentwicklung bedeutet. So schwach war dieser Wert zuletzt vor mehr als drei Jahren ausgefallen. Insbesondere in der Industrie zeigt sich die Schwächephase noch deutlicher. Hier mangelt es nach wie vor an Aufträgen.
Erwartungen: Der Blick der regionalen Wirtschaft auf die künftige Entwicklung ist nicht mehr ganz so düster wie zu Jahresbeginn. Trotzdem überwiegen die pessimistischen Geschäftsprognosen immer noch deutlich. Nur 19 Prozent der Befragten erwarten für die kommenden Monate eine geschäftliche Aufhellung, während 52 Prozent von einem unveränderten Geschäftsverlauf ausgehen. 29 Prozent befürchten jedoch eine geschäftliche Eintrübung. Der Saldo aus günstigen und ungünstigen Geschäftserwartungen beträgt folglich -10 Punkte; im Vorquartal lag er noch bei -28 Punkten.
„Auch wenn es ganz vereinzelt Hoffnungssignale gibt, bremsen die strukturellen Probleme unseren Wirtschaftsstandort weiter aus. Dass es ausgerechnet bei zwei Standbeinen unseres Wirtschaftsraums – Maschinenbau und Automotive – wenig Grund für Optimismus gibt, bereitet besondere Sorge. Zwar haben sich hier die Geschäftserwartungen etwas aufgehellt, doch die Auftragslage ist nach wie vor angespannt. Die Belastungen für unsere Unternehmen nehmen einfach kein Ende und damit ist eine echte Trendwende weiterhin leider nicht in Sicht. Das bedeutet: Wenn wir mittelfristig wieder auf den Wachstumspfad einschwenken wollen, dann brauchen wir strukturelle Veränderungen – an dieser Stelle ist die Politik dringend zum Handeln aufgerufen“, so IHK-Präsident Dr. Engel abschließend.

Die Branchen im Einzelnen

Industrie gesamt

Aktuelle Lage: Zwar schätzen die regionalen Industrieunternehmen ihre aktuelle Lage per Saldo um 10 Punkte besser ein als noch zu Jahresanfang, eine durchgreifende Stimmungsaufhellung ist damit aber nur bedingt verbunden. Der Saldo aus positiven und negativen Rückmeldungen bleibt mit -9 Punkten weiter im negativen Bereich. Momentan berichten 29 Prozent der Betriebe von guten Geschäften (Vorumfrage 17 Prozent). Über einen schlechten Geschäftsverlauf klagen dagegen weiterhin 37 Prozent.
Die Auftragseingänge haben sich im Vergleich zur Vorumfrage sowohl aus dem In- als auch aus dem Ausland kaum verändert und bleiben schwach, der Auftragsbestand wird von 48 Prozent der Unternehmen als zu klein beurteilt. Anhaltend hohe Kosten für Energie, Finanzierung, aber auch Personal, gepaart mit Fachkräftemangel und enormen bürokratischen Lasten, hinterlassen ihre Spuren. Dazu kommt noch die Verunsicherung der Unternehmen in Folge der erratischen Politik der Bundesregierung.
Erwartungen: Die Vorschau der regionalen Industrie auf die künftige Geschäftsentwicklung fällt trotz steigender Weltwirtschaft ebenfalls schwach aus und ist von Skepsis geprägt. 40 Prozent der Befragten gehen von einem Rückgang ihrer Geschäfte aus, fast jeder zweite erwartet eine gleichbleibende Entwicklung. Lediglich 11 Prozent der Industriebetriebe hoffen auf bessere Geschäfte im weiteren Jahresverlauf. Immer mehr fühlen sich von überbordender Bürokratie, wie z.B. Berichts- und Dokumentationspflichten, gehemmt – 85 Prozent der Befragten berichten hiervon. Das Geschäftsrisiko wirtschaftspolitische Rahmenbedingungen verharrt auf einem neuen Höchststand (68 Prozent). Gleichzeitig bleiben auch hohe Arbeitskosten, Energiepreise und der Fachkräftemangel drängende Probleme für viele Industriebetriebe.

Industrie im Einzelnen:

Maschinenbau

Aktuelle Lage: Im stark exportorientierten Maschinenbau hat sich die Stimmung im Vergleich zur Vorumfrage geringfügig eingetrübt. Die Belastungsfaktoren sind unverändert spürbar. Insbesondere die große Verunsicherung der Kunden verhindert mehr Investitionen und damit mehr Aufträge für den Maschinen- und Anlagenbau. Infolgedessen sind die Neuaufträge rückläufig und Auftragsbestände schmelzen langsam, aber kontinuierlich ab. Dementsprechend berichten nur noch 63 Prozent von einem relativ großen bzw. ausreichenden Auftragsbestand (Vorumfrage 86 Prozent). 

Erwartungen: Die Aussichten auf die kommenden Monate haben sich per Saldo verbessert, bleiben aber mit -25 Punkten weiterhin im negativen Bereich (Vorumfrage -57 Punkte). 13 Prozent der befragten Unternehmen rechnen mit einer Geschäftsbelebung und jedes zweite geht davon aus, dass sich die Geschäftslage nicht verändern wird.
Die aktuellen globalen Unsicherheiten und schwindende Wettbewerbsfähigkeit belasten die Unternehmen und sorgen für anhaltend schwache Neuaufträge. Allerdings scheint die Talsohle zumindest bei den Auslandsbestellungen erreicht zu sein.


Automobilzulieferer und Vorleistungsgüterindustrie

Aktuelle Lage: Die Lagebeurteilung der heimischen Automobilzulieferer und Vorleistungsgüterproduzenten bleibt angespannt, hat sich im Vergleich zur Vorumfrage aber leicht verbessert. Der ohnehin schon krisengeschüttelte Automotive-Sektor ist von der Transformation von Verbrennungsmotoren auf alternative Antriebe, Digitalisierung und nachhaltige Produktion besonders betroffen. Zudem treffen die nach wie vor hohen Energiepreise die Wettbewerbsfähigkeit der Branche. Aktuell bewerten 29 Prozent ihre Geschäftslage mit gut, nach 11 Prozent in der Vorumfrage. 37 Prozent bezeichnen sie als befriedigend und ein Drittel ist weiterhin unzufrieden. Trotz leichter Zuwächse bei den Auftragseingängen aus dem In- und Ausland bleibt die Kapazitätsauslastung bei den Betrieben herausfordernd. Der Anteil der Befragten, deren Kapazitäten nicht ausreichend ausgelastet sind, ist auf 54 Prozent gestiegen (Vorumfrage: 47 Prozent).
Erwartungen: Auf die kommenden Monate blicken die befragten Unternehmen weniger pessimistisch. Der Saldo der Geschäftserwartungen ist von -35 Punkten zu Jahresanfang auf aktuell -10 Punkte geklettert. Die Betriebe erwarten moderate Wachstumsimpulse insbesondere aus dem Inland. Als Hauptrisiken für die wirtschaftliche Entwicklung werden an vorderster Stelle die Inlandsnachfrage, Arbeitskosten sowie Energie- und Rohstoffpreise genannt.


(Polster-)Möbelindustrie

Aktuelle Lage: Trotz Kaufkraftzuwächsen bei den Verbrauchern leiden die heimischen Polstermöbelhersteller seit etlichen Monaten unter der Kaufzurückhaltung der Konsumenten. Ursachen werden in der Inflation, der eingebrochenen Baukonjunktur, der politischen Verunsicherung und den geopolitischen Krisen gesehen. Dementsprechend ist der Geschäftslagensaldo nochmals um weitere 21 Punkte auf nun -71 Punkte abgestürzt. Zuwächse bei den Auftragsvolumen kommen weder aus dem In- noch aus dem Ausland. Für 81 Prozent ist der derzeitige Auftragsbestand zu klein, entsprechend ist bei knapp drei Viertel die Kapazitätsauslastung zu niedrig.
Erwartungen: Der Blick auf die kommenden Monate bleibt angespannt: Sorgen bereitet den heimischen Betrieben neben dem schwachen Konsumklima vor allem der stockende Wohnungsneubau. Acht von zehn Branchenvertretern gehen von einer Verschlechterung der Geschäftslage aus.


Dienstleistung

Versicherungs- und Finanzgewerbe

Aktuelle Lage: Zufrieden mit seiner aktuellen Geschäftslage zeigt sich das regional starke Versicherungs- und Finanzgewerbe – trotz stockender Konjunktur und hohen Zinsen. In der Schaden- und Unfallversicherung belasten die gestiegenen Entschädigungsleistungen weiterhin die Branche. Aktuell berichtet die Hälfte der befragten Branchenvertreter von guten Geschäften, keiner der Befragten ist unzufrieden.

Erwartungen: Aus Sicht der Branche bleibt die konjunkturelle Dynamik in den kommenden Monaten gedämpft, viele strukturelle Herausforderungen sind zu bewältigen. Die Mehrheit der Unternehmen erwartet daher eine Seitwärtsbewegung.

Unternehmensnahes Dienstleistungsgewerbe

Aktuelle Lage: Im unternehmensnahen Dienstleistungsgewerbe hat sich das Konjunkturklima im Vergleich zum Jahresanfang leicht eingetrübt. Umsätze, Erträge und Auftragseingänge zeigen lediglich eine geringe Dynamik. In der Folge bewerten derzeit 38 Prozent der Dienstleister ihre geschäftliche Lage als gut, 31 Prozent hadern hingegen mit ihrer Situation.

Erwartungen: Die Aussichten für die kommenden Monate sind, verbunden mit der Hoffnung auf ein anziehendes Geschäftsumfeld, vorsichtig optimistisch. 39 Prozent der Branchenvertreter rechnen mit einer Verbesserung der Geschäfte, 23 Prozent mit einer Verschlechterung. Der Saldo steigt im Vergleich zur Vorumfrage von -22 auf +16 Punkte.

Handel

Einzelhandel

Aktuelle Lage: Die Stimmung der Einzelhändler zum Frühjahr hat sich im Vergleich zur Vorumfrage verbessert, die Branche bleibt aber unter Druck. Die inzwischen gesunkenen Inflationsraten und die zu erwartenden oder bereits eingetretenen Lohnzuwächse haben die Konsumlaune der Kunden bisher nur in geringfügigem Maße stimuliert. Stattdessen bleibt die Kaufzurückhaltung der Verbraucher angesichts multipler Krisen und der daraus resultierenden Verunsicherung persistent. Aktuell bewerten 21 Prozent ihre Geschäftslage mit gut, genauso viele sind aber auch unzufrieden und 57 Prozent der befragten Branchenvertreter empfinden sie als befriedigend. In der Vorumfrage lag der Geschäftslagensaldo noch bei -36 Punkten.
Erwartungen: Auf die kommenden Monate blickt die Branche wenig optimistisch. Die Händler haben kaum Hoffnung, dass die Konsumenten ihre Sparneigung auf Grund des Inflationsrückgangs aufgeben. Mit einer Verbesserung der Geschäftslage rechnen gerade einmal 8 Prozent, 31 Prozent gehen von einer Verschlechterung aus (Vorumfrage: 13 Prozent). Die Mehrheit der Branchenvertreter erwartet eine Seitwärtsbewegung.

Großhandel

Aktuelle Lage: Coburgs Großhandel tritt auf der Stelle. Die Grossisten können sich der allgemeinen Konsumflaute nicht entziehen und berichten von zögerlichem Bestellverhalten ihrer Kunden. So leiden die einen unter der trägen Industriekonjunktur und die anderen unter der anhaltenden Kaufzurückhaltung der Verbraucher. Aktuell berichten nur 12 Prozent der befragten Unternehmensvertreter von gut laufenden Geschäften (Vorumfrage 40 Prozent). Knapp zwei Drittel der Betriebe bezeichnen ihre Situation als befriedigend, 25 Prozent beurteilen ihre Geschäftslage jedoch als schlecht.
Erwartungen: Hoffnung auf Besserung war in der zurückliegenden Umfrage kaum vorhanden. Zum Frühjahr hin ist sie zwar erkennbar, bleibt aber verhalten. Der Saldo aus positiven und negativen Erwartungen für die kommenden Monate ist von -30 Punkten zu Jahresanfang auf -12 Punkte gestiegen. 88 Prozent gehen von einer gleichbleibenden Entwicklung aus.

Tourismus

Aktuelle Lage: Die Stimmung der regionalen Hoteliers und Gastronomen hat sich im Vergleich zur Vorumfrage eingetrübt. Neben der saisonüblichen schwachen Phase in den ersten Monaten machen der Branche gestiegene Kosten für Personal, Lebensmittel und Energie sowie die Preissensibilität und Konsumzurückhaltung der Gäste zu schaffen.
18 Prozent (Vorumfrage 26 Prozent) der befragten Branchenvertreter bewerten ihre Lage als gut, 29 Prozent sind unzufrieden und 53 Prozent erachten sie als befriedigend. Umsatzrückgänge sind sowohl bei Tagestouristen und Urlaubsreisenden als auch bei Geschäftsreisenden zu verzeichnen. Die durchschnittliche Zimmerauslastung in den letzten sechs Monaten betrug 44 Prozent (Vorumfrage: 48 Prozent).

Erwartungen: Auf die kommenden Monate blickt die Branche optimistisch. 53 Prozent des befragten Gastgewerbes erwarten eine Verbesserung ihrer Situation (+42 Prozentpunkte im Vergleich zur Vorumfrage), 12 Prozent gehen von einer Verschlechterung aus.
Saisonbedingt erwarten die Branchenvertreter Umsatzsteigerungen bei Tagestouristen und Urlaubsreisenden. 62 Prozent der Befragten gehen von einer besseren Zimmerauslastung aus.

Weiterbildungsnetzwerk der #zukunftsregioncoburg

Am 23.04.2024 fand das 4. Weiterbildungsnetzwerk der IHK zu Coburg statt, das erneut ein voller Erfolg war. Mit über 20 Vertretern aus verschiedenen Unternehmen der Stadt und des Landkreises Coburg wurde deutlich, welch großes Interesse an dieser Plattform besteht. Diese bietet den Unternehmen eine ausgezeichnete Gelegenheit zum Austausch und zur Vernetzung, sowie der Bedarfsanalyse zukünftiger Weiterbildungsmaßnahmen.
Diesmal lag der thematische Schwerpunkt auf kreativen Verkaufsideen und dem Kompetenzmanagement in der Personalentwicklung. Die Diskussionen und Vorträge boten tiefe Einblicke und praktische Ansätze.
Angesichts der positiven Resonanz und der erfolgreichen Ergebnisse freuen wir uns bereits auf den 16.07.2024. An diesem Tag wird von 17:00 – 19:00 Uhr unsere Jubiläumsveranstaltung  „1 Jahr Weiterbildungsnetzwerk“ stattfinden, bei der wieder spannende Vorträge und gewinnbringende Gespräche erwartet werden.
Dieses Treffen wird sicherlich ein weiterer Meilenstein sein, der nicht nur die Bedeutung des kontinuierlichen Lernens und des Austauschs hervorhebt, sondern auch das Netzwerken zwischen den Teilnehmern fördert. 
Wer sich dem Netzwerk noch anschließen möchte ist herzlich eingeladen und kann sich gerne melden. Die Teilnahme ist unverbindlich und kostenfrei.

„Wirtschaft@Politik: Jetzt handeln – für unseren Standort Oberfranken“

Oberfränkische Wirtschaftskammern fordern Politik mit gemeinsamer Kampagne zum schnellen Handeln auf – „Es braucht schnelle, pragmatische Lösungen“
Die oberfränkischen Wirtschaftskammern fordern die Politik mit einer gemeinsamen Kampagne zum schnellen Handeln auf. „Wir richten uns explizit an alle politischen Verantwortlichen und alle Mandatsträger: Die Wirtschaft braucht funktionierende Rahmenbedingungen, um die aktuellen und künftigen Herausforderungen stemmen zu können. Diese muss die Politik endlich durch Konsens und Kompromisse schaffen, es braucht pragmatische Lösungen“, formulieren die Präsidenten der Handwerkskammer (HWK) für Oberfranken, der Industrie- und Handelskammer (IHK) zu Coburg und der Industrie- und Handelskammer (IHK) für Oberfranken Bayreuth bei einem Pressegespräch zum Start der Kampagne bei der ait Deutschland GmbH in Kasendorf.

Mit der Kampagne „Wirtschaft@Politik: Jetzt handeln – für unseren Standort Oberfranken“ unterstreichen die Wirtschaftskammern die Dringlichkeit und den in den Unternehmen vorhandenen Handlungsdruck. „Unsere Unternehmen und Betriebe wollen gestalten, wollen die Herausforderungen aktiv angehen. Dazu brauchen sie aber Luft zum Atmen. Diesen Spielraum schnellstmöglich herzustellen – dazu fordern wir die Politik in ihrer Gesamtheit auf.“ Der Präsident der IHK zu Coburg, Dr. Andreas Engel, der Präsident der HWK für Oberfranken, Matthias Graßmann, und der Präsident der IHK für Oberfranken Bayreuth, Dr. Michael Waasner, gingen exemplarisch auf die Themenbereiche Bürokratie, Energie & Rohstoffe, Infrastruktur, Fachkräftesicherung, Steuern & Abgaben und Planungssicherheit ein (nachfolgend). Die Geschäftsführer von ait Deutschland, Marco Roßmerkel und Sjaccio van de Sande, untermauerten die Forderungen mit Beispielen aus der Unternehmenspraxis.

Die Wirtschaftskammern haben bewusst den Weg einer gemeinsamen, öffentlich sichtbaren Kampagne gewählt. „Wir haben als Interessensvertretungen ja durchaus auch unterschiedliche Ansätze bei den Forderungen an die Politik und sind beispielsweise bei der Fachkräftegewinnung Konkurrenten. Uns eint aber die Verantwortung für und Sorge um die Zukunftsfähigkeit unserer Betriebe und unseres Standorts Oberfranken. Und auch das Anliegen, konstruktiv und lösungsorientiert zu agieren.“ Ein Bewusstsein, das Dr. Engel, Graßmann und Dr. Waasner auch von den politischen Akteuren einfordern. „Die Wirtschaft und das Land haben keine Zeit mehr zu verlieren. Es ist aktuell nicht die Zeit, für parteipolitische, ideologische oder wahlkampftaktische Überlegungen.“

Im Rahmen der Kampagne „Wirtschaft@Politik: Jetzt handeln – für unseren Standort Oberfranken“ werden die Wirtschaftskammern in den kommenden Wochen die Aufforderung an die Politik, schnell tätig zu werden, permanent untermauern – „um Oberfranken und damit Deutschland wieder auf den Wachstumspfad zu bringen“.  

Themen & Forderungen

  • Bürokratie-Abbau
„Wenn die Politik den Bürokratie-Burnout der Betriebe verhindern will, reicht es nicht, tief in den Bauch zu atmen. Wir brauchen Taten, etwa das schnelle Aussetzen von Dokumentationspflichten.“

Matthias Graßmann, Präsident der HWK für Oberfranken

  • Energie
„Die Versorgungssicherheit unserer Unternehmen ist nicht verhandelbar. Vor der Inbetriebnahme neuer Anlagen dürfen bestehende Kraftwerke nicht abgeschaltet werden. Soll die Energiewende gelingen, müssen die Genehmigungsverfahren deutlich beschleunigt werden, etwa beim Bau, aber auch beim Ersatz eines Windrades.“

Dr. Michael Waasner, Präsident der IHK für Oberfranken Bayreuth

  • Fachkräftesicherung
„Angesichts des dringenden Bedarfs an Fach- und Arbeitskräften ist es entscheidend, alle inländischen Potenziale zu aktivieren und auch Zuwanderung als strategisches Element einzubeziehen. Zudem gilt es, die duale Ausbildung aufzuwerten und frühzeitige Berufsorientierung in allen Schulformen zu etablieren.“

Dr. Andreas Engel, Präsident der IHK zu Coburg

  • Infrastruktur
„Ich appelliere an die Politik, die Notwendigkeit einer leistungsfähigen Infrastruktur zu erkennen und erforderliche Maßnahmen mit Nachdruck zu ergreifen. Dabei geht es um Sanierung und Ausbau nicht nur in der Verkehrsinfrastruktur, sondern auch um ausreichende Ladeinfrastruktur für die E-Mobilität, den Aufbau der Wasserstoffinfrastruktur sowie flächendeckend Glasfaser- und Mobilfunknetze. “

Dr. Andreas Engel, Präsident der IHK zu Coburg

  • Planungssicherheit
„Stimmige Regelungen geben Unternehmen Zuversicht und Planungssicherheit, erhöhen die Attraktivität des Standortes und fördern Investitionen. Unsere Wirtschaft braucht vor allem einen verlässlichen energiepolitischen Handlungsrahmen für Dekarbonisierungs, Effizienz- und Autarkiemaßnahmen.“

Dr. Michael Waasner, Präsident der IHK für Oberfranken Bayreuth

  • Steuern & Abgaben
„Es braucht eine deutliche Absenkung der Belastung. Soli weg, Energiesteuern runter und die Sozialversicherungsbeiträge wieder unter 40 Prozent – das schafft für Unternehmen und deren Mitarbeiter Entlastung.“

Matthias Graßmann, Präsident der HWK für Oberfranken

Europawahl 2024: Es geht um Weichenstellungen für Europas Wirtschaft

Unsere exportstarke Coburger Wirtschaft ist auf offene Märkte sowie freien Verkehr von Waren, Dienstleistungen, Kapital und Menschen angewiesen. Dies gilt insbesondere mit Blick auf die Europäische Union als herausragend wichtiger Binnenmarkt. Vor diesem Hintergrund kommt den Wahlen zum Europäischen Parlament besondere Bedeutung zu, Termin für die Stimmabgabe zur Europawahl 2024 ist der 9. Juni.

„Die Europäische Union ist nicht irgendein abstraktes, anonymes Gebilde – als Unternehmer haben wir im betrieblichen Alltag ständig mit ihr zu tun, im positiven wie leider auch im negativen Sinne“, erklärt Dr. Andreas Engel, Präsident der Industrie- und Handelskammer zu Coburg. Als ein Negativbeispiel nennt er die überbordende Bürokratie, die nicht nur in Deutschland, sondern immer stärker auch in der EU eines der größten Hemmnisse für wirtschaftliche Tätigkeit geworden ist – und zwar durch eine Regulierungsflut, die den Betrieben immer neue, zusätzliche Vorgaben und Dokumentationspflichten aufbürdet. „Vor diesem Hintergrund ist es wichtig, dass wir unsere Stimme erheben und deutlich machen, worauf es aus unserer Sicht jetzt ankommt. Deshalb sind die Europawahlen für die deutsche Wirtschaft wichtig“, so IHK-Präsident Dr. Engel.

Das Europäische Parlament und die EU-Kommission setzen den Rahmen für die Wirtschaftspolitik in der EU: Immer mehr Entscheidungen, die in Brüssel getroffen werden, wirken sich direkt auf Unternehmen in den Mitgliedstaaten aus – die überwiegende Mehrheit der wirtschaftsrelevanten Gesetze hat mittlerweile ihren Ursprung in Brüssel. Daher ist es entscheidend, den Interessen und Anliegen der Unternehmerschaft Gehör zu verschaffen und die Europapolitik aktiv mitzugestalten.

Zugleich sollte diese Situation ein Weckruf an die demokratischen Parteien sein für die Tätigkeit des künftigen Europäischen Parlaments: Es besteht dringender Handlungsbedarf in der Europäischen Union, dabei geht es in besonderem Maße um wichtige Weichenstellungen für Europas Wirtschaft. Diese Tatsache wird im IHK-Unternehmensbarometer zur Europawahl 2024, an dem sich auch Coburger Unternehmen beteiligt haben, sehr deutlich. Grundsätzlich sehen deutsche Unternehmen durchaus konkreten Mehrwert in der europäischen Integration. Die befragten Unternehmen bewerten als größten Integrationserfolg der EU den gemeinsamen Währungsraum und den Wegfall von Wechselkursrisiken (70,6 Prozent). Auch der Stabilität des politischen Systems ordnet die Mehrzahl der Befragten einen hohen Nutzen zu (64,7 Prozent). Am geringsten werden die Integrationsvorteile hinsichtlich verbesserter Finanzierungsmöglichkeiten eingestuft (5,9 Prozent).

Auf die Frage, welche wirtschaftspolitischen Themen auf EU-Ebene nach der Wahl prioritär angegangen werden sollten, nennt die überwältigende Mehrheit (94,1 Prozent) wenig überraschend den Bürokratieabbau. Mehr als drei Viertel (76,5 Prozent) plädieren für die Sicherstellung der Energieversorgung. Unter den Top 3 der Forderungen (64,7 Prozent) findet sich zudem der Wunsch nach Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit. Ein beachtenswerter Fingerzeig auf die aktuelle EU-Politik sind die Aussagen, dass das Voranbringen des Klimaschutzes und der Klimaschutzgesetzgebung in den EU-Mitgliedstaaten mit 11,8 bzw. 5,9 Prozent in der Priorität weit hinten liegen. Manchmal bedeutet Handlungsbedarf eben auch, an einigen Stellen den jeweiligen Druck etwas zu reduzieren.

Nachdenklich stimmen müssen die Rückmeldungen auf die Frage, wie sich die Attraktivität der EU als Unternehmensstandort in den letzten fünf Jahren entwickelt hat. „Gesunken“, antworteten mehr als zwei Drittel (68,8 Prozent), während keiner der Befragten mit „gestiegen“ reagierte. „Die Europäische Union muss besser, schlanker, schneller und digitaler werden! Aus wirtschaftlicher Sicht geht es insbesondere darum, mehr Wettbewerb zuzulassen und den Mittelstand stärker zu berücksichtigen,“ so IHK-Präsident Dr. Andreas Engel abschließend.